Zusammenfassung
Erythropoetin (EPO) ist ein körpereigenes Hormon, welches durch Fibroblasten des Nierenparenchyms
produziert wird und die Ausdifferenzierung der Erythrozyten im Knochenmark steuert.
Seit 30 Jahren wird es therapeutisch bei Anämien der terminalen Niereninsuffizienz,
bei tumorinduzierten Anämien und vor der Eigenblutspende eingesetzt.
Mittlerweile konnte in einer großen Anzahl von Arbeiten demonstriert werden, dass
EPO zudem eine Schlüsselrolle bei der Reaktion auf akute und chronische Gewebeschäden
einnimmt. Es konnte gezeigt werden, dass EPO in einer Vielzahl von Geweben in der
Akutphase nach Trauma synthetisiert wird. Es hemmt die initiale Entzündungsreaktion
und die Apoptose, stimuliert die Stammzellrekrutierung und die Ausschüttung verschiedener
Wachstumsfaktoren sowie die Angiogenese und die Re-Epithelialisierung. Unerwünschte
Wirkungen von EPO sind u. a. Erhöhung der Thromboseneigung und des Blutdrucks sowie
kürzere Überlebenszeiten von mit EPO behandelten Patienten mit Tumoranämien. Wissenschaftlich
untersuchte Einsatzbereiche von EPO in dem Gebiete der plastischen Chirurgie sind:
Lappenplastiken (lokale und freie), die Regeneration peripherer Nerven sowie die Wundheilungsförderung
in thermischen Verletzungen und in chronischen Wunden.
Aktuell ist die Evidenzlage insbesondere für den konkreten klinischen Einsatz aufgrund
mangelnder Ergebnisse von GCP (good clinical practice) -gerechten klinischen Studien
jedoch ungenügend. Die Durchführung weiterer wissenschaftlich und formal anspruchsvoller
Studien ist daher notwendig.
Abstract
EPO is an autologous hormone, which is known to regulate erythropoiesis. For 30 years
it has been used for the therapy of diverse forms of anaemia, such as renal anaemia,
tumour-related anaemias, etc. Meanwhile, a multitude of scientific publications were
able to demonstrate its pro-regenerative effects after trauma. These include short-term
effects such as the inhibition of the „primary injury response“ or apoptosis, and
mid- and long-term effects for example the stimulation of stem cell recruitment,
growth factor production, angiogenesis and re-epithelialisation. Known adverse reactions
are increases of thromboembolic events and blood pressure, as well as a higher mortality
in patients with tumour anaemias treated with EPO. Scientific investigations of EPO
in the field of plastic surgery included: free and local flaps, nerve regeneration,
wound healing enhancement after dermal thermal injuries and in chronic wounds.
Acute evidence for the clinical use of EPO in the field of plastic surgery is still
not satisfactory, due to the insufficient number of Good Clinical Practice (GCP)-conform
clinical trials. Thus, the initiation of more scientifically sound trials is indicated.
Schlüsselworter
Erythropoetin - Plastische Chirurgie - regenerative Medizin - klinische Studie
Key words
erythropoietin - plastic surgery - regenerative medicine - clinical trials